Jürgen Albrecht

Oben! Nicht stürzen 1985

Eines der frühesten solcherart erhaltenen Werke Albrechts ist ein von außen unscheinbar wirkender größerer Pappkarton, so wie er für Verpackungszwecke überall benutzt wird. In Erinnerung an den vormaligen Zweck des Kartons trägt diese Arbeit den beziehungsreichen Titel "Nicht stürzen". Diese Arbeit von 1985, nebst einigen anderen aus dieser Zeit, erscheint mir in der Rückschau den Fundus für Jürgen Albrechts nachfolgende Arbeiten gebildet zu haben. Von außen unterschied sich dieser besagte Pappkarton kaum von anderen, nichts deutete auf seinen spezifischen künstlerischen Inhalt hin, der erst im Laufe einer Aktion an Licht kommen sollte. Der Pappkarton bot in seinem Innern gerade soviel Platz, dass sich der Künstler, ohne dass er von anderen zu sehen war, hierin verbergen konnte. Durch zwei in der Art einer Klapptür geschnittene Öffnungen entfaltete Albrecht seinem Publikum nach und nach den verborgenen Inhalt seines Kartons, der aus einer Vielzahl kleiner farbiger Schachteln bestand, die teilweise mittels einfachster Technik selbständig tänzelnd vorwärtsschritten oder aber einfach auf den oberen Kartonrand oder auf den Boden platziert wurden. Obwohl diese Arbeit einer gewissen Komik nicht entbehrte, irgendwie an "Jack-in-the-box" erinnerte, von einem ausgelassenen Umgang mit Kunst zeugte, nahm sie bereits eines der prägendsten Merkmale späterer Arbeiten Albrechts vorweg. Nicht so sehr die äußere Konstruktion des Kartons war entscheidend, wie ein aufgeklärter Kunstfreund auf den ersten Blick auch hätte annehmen können, sondern dessen Inhalt. Es ist wohl anzunehmen, dass sich Jürgen Albrecht zum damaligen Zeitpunkt der Wirkung dieser Arbeit ("Nicht stürzen", Mai 1985 ) auf sein zukünftiges Werk noch nicht vollends bewusst war. Es war wohl eher ein tastender Versuch eine Geheimtür zu ˆöffnen, ohne genau zu wissen, dass diese Tür eine Welt aus Raum, Zeit und Licht verbarg. Aber schon wenig später ist sich Albrecht der Richtung seines künstlerischen Wirkens bewusster, denn er schafft seine ersten Arbeiten, die bereits alle primären Eigenschaften seines Werkes aufweisen, so wie wir es heute kennen.


Udo Kittelmann

 One of the earliest cardboard works is an inconspicuous box like those commonly used for packaging. In memory of its original use, this work carries the laden titie »Nicht stürzen« (»Fragile - Don't Drop«). This object from 1985, as well as several others from this time, seem in retrospect a fundus for Jürgen Albrecht's following works. From the outside this cardboard box did not look much different than any other. Nothing hinted at its specific artistic content, which would come to light during a performance. The cardboard box had just enough room inside for the artist to hide, without being seen by others. Through two doorlike cut openings in the box, Albrecht gradually began to reveal the contents of the Container, which was (besides himsel@ numerous small colored boxes, some of them capabie of dancing along, while others were simply placed on the upper edge of the large box or on the floor. Although this »jack-in-the-Box« was not unhumorous and certainly light-hearted in its approach to art, it already demonstrated one of the formative aspects of Albrecht's later work. Not so much the outer construction of the box was important, as an enlightened friend of the arts might have expected. What counted was what was inside. At that time, jürgen Albrecht was probably not yet fully aware of the effect of this work on his future art. lt was more a feeling forward towards an unknown door, behind which was secreted a world of space, time and light. However just shortly later, Albrecht became more conscious of the direction his work was turning and he created the first pieces that possess qualities he is still exploiting today. 

Share by: